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Deutschlands größter Märchenumzug Bad Bibra

14.12.2019

FlyerDas Navi behauptet, in wenigen hundert Metern hätten wir unser Ziel erreicht. Hinter der Biegung der Straße taucht ein Ortsschild auf: "Bad Bibra". Es wirkt ziemlich ruhig und verlassen an diesem Adventssamstag im Norden Thüringens. Keine Plakate, keine Hinweisschilder... Da wir uns nicht auskennen, zum ersten Mal hier sind, fahren wir ein Stück die Straße hinunter und halten schließlich vor einem großen Supermarkt, kurz bevor wir offenbar wieder am Ortsausgang ankommen.

Schon seltsam, denke ich, denn ich hatte Plakate oder Banner erwartet, die den größten Märchenumzug Deutschlands ankündigen. Im Navi überprüfe ich, ob wir richtig sind. Als Ziel hatte ich in Ermangelung genauerer Adressangaben "Haus des Gastes" angegeben, aber so genau hatte mich Frau Google wohl doch nicht dorthin gebracht.

Eine Suche ergab, dass wir uns wohl etwa 2 km vom Treffpunkt entfernt befanden und wieder zurück durch den Ort mussten. Ich wäre das Stück ja normalerweise gelaufen, aber mit den Sachen zum Umziehen und meiner 93jährigen Mutter wäre das ziemlich umständlich geworden. Zu Fuß kann man sich in Ruhe orientieren und ist nicht schneller wieder dran vorbei als man lesen kann und hält auch nicht den Verkehr auf. Aber es half ja nichts.

Dann hielten wir auf dem Parkplatz eines Edeka Marktes. Wieder nicht das Ziel, aber da vorne wurde bereits abgesperrt, und in manche Straßen, die Frau Google wollte, durfte man überhaupt nicht einbiegen.

Hier gab es einen gut frequentierten Bratwurststand, an dem ich fragen konnte.

Der Rest des Weges war zu Fuß zu schaffen. Jedenfalls waren wir hier richtig, durften parken, und es sammelten sich auch schon Menschen an der Straße, die den Umzug sehen wollten. Das Wetter war alles andere als schön. Ein scharfer kalter Wind blies, und es hatte immer wieder geregnet. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen Umzug im Freien.

Ich folgte den Straßenschildern zum Haus des Gastes, welche mich aber verwirrten. Deshalb sprach ich einen Herrn auf der Straße an. Er sagte mir, ich solle ihm einfach folgen, er würde mich dorthin bringen. Im Gespräch stellte sich heraus, dass er der erste Bürgermeister nach der Wende gewesen war, der natürlich ein äußerst kompetenter Stadtführer war.

Die kopfsteingepflasterte Straße hinauf kamen wir zu einer Kirche und bald darauf auch zu dem gesuchten Treffpunkt, an dem sich schon einige mir bekannte Hoheiten eingefunden hatten.

Königin mit ErleuchtungIn der Toilette der Touristeninformation zog ich mich um. Die 450 km von Hamburg hätte ich nur schlecht im vollen Ornat fahren können.

Im Jägerumhang von Familie HeffeFür den Umzug hatte ich mir einiges an Beleuchtung einfallen lassen. Meine Krone hatte ich mit einer kleinen Lichterkette umwickelt, mein Körbchen mit weiß leuchtenden Schneekugeln, und eine dritte Lichterkette konnte ich mir um den Hals hängen. Hoffentlich gab es keinen Kurzschluss. Wegen des nassen Wetters konnte ich nicht meine Weihnachtskleidung anziehen, die gut zur Weihnachtszeit gepasst hätte, denn der rote Stoff färbt leider ab. Deshalb trug ich mein goldenes Kleid, das jedoch schulterfrei ist – auch nicht gerade für den Winter gemacht. Darüber zog ich einen echten Jägerumhang, den mir die Familie Heffe aus Kindelbrück geschenkt hatte. Mit bloßen Armen darunter war es trotzdem eine Herausforderung, aber was sich später als viel schlimmer erweisen sollte, war dass meine Stiefel nicht wasserdicht waren. Schade, dass ich nicht auf den warmen Umhang verzichten konnte, das wäre noch hübscher gewesen, aber er hielt erstaunlich trocken und ausreichend warm.

umlagerte Märchenfiguren auf der BühneAuf der Weihnachtsmarkt-Bühne waren bereits Märchenfiguren in Action, die von Kindern bejubelt und von Eltern eifrig fotografiert wurden. An Ständen wurde allerlei zu vernünftigen Preisen angeboten, aber für einen längeren Rundgang war keine Zeit mehr, denn der Bürgermeister begrüßte uns bereits, und es wurden Gruppenfotos gemacht.

Stollenanschnitt in Bad BibraQuellenkönigin Desiree Dix, der Bürgermeister, Charlene und ihre MutterDann liefen wir zurück Richtung Parkplatz, gegenüber dem der Stollenanschnitt erfolgen sollte. Den Stollen fand ich auch recht lecker, was ich vor laufender Kamera für einen Dokumentarfilmer kundtat, nur war es dem Wetter offenbar ein Dorn im Auge. Es begann wieder zu regnen. Zum Glück konnten wir uns unter einem Zeltpavillion unterstellen. Eine Bö riss einen Tisch samt heißer Kochplatte und Teigschüssel für Crêpes um, und den Stollen sollte man lieber festhalten, damit er nicht davonfliegt. So ein Schietwetter! Da hole ich doch lieber mal einen Schirm aus dem Auto.

Die Schirme schnappten immer mal wieder über, und es war wirklich reichlich zugig und nass, bis es endlich zur Aufstellung des Zuges ging. Ab und zu ließ der Regen mal für einen Augenblick nach.

MärchenumzugQuellenhoheiten Bad Bibra  Wenn man in so einem Umzug mitläuft, sieht man leider außer der Gruppe vor und hinter einem kaum etwas von den 50 Bildern, die angekündigt waren. 50 Bilder sind schon eine ganze Menge! Beim Rosenmontagsumzug in Marne dürften es etwa 40 gewesen sein. Auch da hatte es mich in meinem goldenen Kleid durchgepustet und nassgeregnet. Die Saison fing also ungefähr so an, wie sie an diesem Wochenende zuende ging.

Dann marschierte der Spielmannszug los, wir folgten und nach uns all die anderen Gruppen. Die Straßen waren gesäumt von Zuschauern, die uns zujubelten. Die anfängliche Ruhe war einem geschäftigen Spielmannszug beim Märchenumzug in Bad BibraTreiben gewichen. Wie schön! Allerdings war es kalt, nass und stürmisch. Für die Hoheiten gilt trotzdem lächeln und winken. So ist das; ob es 5 Grad und nass ist oder 39 Grad im Schatten, ob Dir der Schweiß runterläuft oder die Eisfüße blau anlaufen – lächeln und winken! Das wird von uns erwartet, und das wollen wir auch so, selbst wenn es manchmal anstrengend ist und schwerfällt.

große LückeEhrenhoheiten beim Märchenumzug in Bad Bibra Der Zug schlängelte sich durch den Ort, wobei er sich oft sehr in die Länge zog, weil die vorderen nicht darauf achteten, ob der Rest noch hinterherkam. Es endete kurz vor dem Weihnachtsmarkt am Haus des Gastes, zu dem inzwischen Menschenmassen strömten.

Spielmannszug Der Platz glich leider einer Schlammpiste, für die niemand was konnte, aber der Regen hatte wieder nachgelassen, und in der Dämmerung sah es auch noch schöner und weihnachtlicher aus. Leider waren meine Füße quatschnass und eiskalt, weswegen ich mich zeitnah verabschieden musste. Im Auto brauchte die Heizung noch eine gute Stunde, bis sie sich wieder einigermaßen warm anfühlten. Das gehört dann eben dazu, Hauptsache man holt sich nichts dabei weg.

Den Grund für die nassen Füße fand ich später heraus. Meine Lieblingsstiefel waren an einigen kleinen Stellen ein wenig durchgescheuert. Da helfen nur neue.

StelzenläuferinGoldener Zwerg(?)Viele ZuschauerIch hatte ja meine mitgenommen, und dank ihrer Fotos konnte ich einen Teil der Bilder des Zuges genauer ansehen. Vorweg ging jeweils ein Schildträger, der ankündigte, welches Märchen dargestellt wurde. Das waren schon interessante Geschichten. Manche Teilnehmer waren aufwändig und richtig toll zurecht gemacht, und einige Stelzenläufer gab es auch. Ich hörte, wie sich jemand unterhielt, dass eine der Stelzenläuferinnen wohl mehrmals gestürzt war. Autsch!

SchlümpfeBärenWäre das Wetter trocken gewesen oder die Sonne durchgekommen oder der Umzug eine Stunde später bei Dämmerung gestartet, dann hätten sicher alle noch mehr davon gehabt, aber schön war es auf jeden Fall, und für das Wetter kann bekanntlich niemand was.

 Fotografen, Schlammpiste

 Hoheitenfoto

 

 

 

 

 

09.01.2020